Welpen allein lassen

Dein neuer Labradorwelpe ist gerade bei dir eingezogen und noch möchtest du jede freie Minute mit dem flauschigen kleinen Bündel verbringen – dies wird jedoch nicht immer so sein können. Irgendwann wirst du das Haus für mehrere Stunden verlassen müssen, ohne deinen vierbeinigen Begleiter mitnehmen zu können. Damit dabei alles glatt geht, musst du deinen Labradorwelpen früh genug an das Alleinsein gewöhnen. Wie das geht, welche Risiken es dabei gibt und worauf du unbedingt achten solltest, um das Vertrauen deines vierbeinigen Freundes nicht zu verspielen, verraten wir dir hier.

Inhaltsverzeichnis:

Labrador Welpe allein lassen: Tipps und Tricks im Überblick

  • Beginne mit dem Training frühstens ab dem vierten oder fünften Lebensmonat
  • Starte langsam und verlasse deinen Welpen erstmal nur für wenige Minuten
  • Ablenkung durch Kauspielzeug oder einen Kong kann hilfreich sein
  • Länger als vier Stunden sollten auch erwachsene Labradore nicht allein bleiben müssen
  • Eine Haustierkamera kann beim Training hilfreich sein

Ab wann kann ich meinen Labrador Welpen allein lassen?

Es ist schwer, eine genaue Aussage darüber zu treffen, ab wann man den Labrador Welpen allein lassen kann. Über den genauen Zeitraum entscheidet neben dem individuellen Charakter des Hundes auch dessen Vorgeschichte und seine aktuelle Entwicklung. Frühstens ab dem vierten Lebensmonat des Tieres kann man damit beginnen, den Labrador Welpen allein zu lassen.

Allerdings ist dabei neben dem Alter des Hundes auch in mindestens genauso hoher Gewichtigkeit dessen Entwicklung in Bezug auf die Eingewöhnung in seinem neuen Zuhause von großer Bedeutung. Bevor man damit beginnt, den Welpen allein zu lassen, sollte man dementsprechend sicherstellen, dass sich der Hund in seinem neuen Zuhause wohlfühlt und dass er zu seiner Bezugsperson ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hat.

Der Grund dafür ist simpel: Hunde sind Rudeltiere, für die die Trennung von ihrem Rudel aus evolutionärer Sicht den Tod bedeuten kann. Aus diesem Grund ist auch in deinem Labradorwelpen eine intuitive Angst vor dem Alleinsein gespeichert. Diese Angst kann nur durch ein ausreichend hohes Maß an Vertrauen und durch das richtige Training bewältigt werden.

Wie übe ich mit meinem Labrador Welpen das Alleinbleiben?

Wenn du deinen Welpen allein lassen musst, soll er dies als etwas Alltägliches und Normales kennenlernen. Grundlage für das Training ist, dass dein Welpe sich zu Hause wohl fühlt und dass er ein hohes Maß an Vertrauen zu dir als seiner Bezugsperson aufbauen konnte.

Du bringst deinem Welpen das Alleinsein in möglichst kleinen Schritten bei. Die beste Voraussetzung für das Training schaffst du, indem du deinen Welpen im Vorfeld ausreichend auslastest – ein langer Spaziergang und/oder eine intensive Spieleinheit sind deshalb gute Grundlagen für das Training.

Im Idealfall legt sich dein Welpe nach dem Auspowern in sein Körbchen zum Ruhen oder zum Schlafen. Diesen Moment nutzt du, um kurz den Raum zu verlassen.

Labrador-Welpen-Erziehung.de

Wie lang du außerhalb der Sichtweite deines Welpen bleiben kannst, ist von dessen Charakter und seinem Wohlbefinden abhängig. Manche Welpen beginnen an diesem Punkt schon nach wenigen Sekunden, unruhig zu werden, während andere das Verschwinden ihrer Bezugsperson erst nach fünf Minuten realisieren. Nichtsdestotrotz beginnst du am besten nur mit einer Zeitspanne von wenigen Sekunden – es ist besser, an diesem Punkt klein anzufangen und sich schnell zu steigern, als zu hoch zu pokern und sich damit das Vertrauen des Welpen von Vornherein zu verspielen.

Verlässt man den Raum und der Welpe bleibt entspannt, kann man dieses Spiel innerhalb der Wohnung weiter steigern und die Räume immer wieder für eine längere Zeit verlassen. Wird der Welpe unruhig, kann man entweder die Dauer des Fernbleibens verringern oder die Übungsintervalle auf mehrere kleinere Einheiten pro Tag umlegen.

Sobald das Üben in der eigenen Wohnung Erfolge gezeigt hat und du den Welpen allein lassen kannst – zumindest für einige Minuten in einem anderen Raum – kannst du das Training auf das Verlassen der Wohnung erweitern. Auch hier gilt dasselbe Konzept: Verlasse deine Wohnung zunächst nur für ein paar Sekunden in der üblichen Beiläufigkeit ohne große Verabschiedungs- oder Wiedersehensszenen. Dein Welpe soll verstehen, dass es etwas ganz Normales ist, dass du das Haus verlässt und wieder zurückkommst. Bleib dennoch zunächst in Hörweite, wenn du deinen Welpen allein lassen musst, um sichergehen zu können, dass er ruhig und entspannt bleibt.

Wie reagiere ich auf typische Trennungsängste zu Hause?

Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Welpe nicht alleine sein möchte – immerhin ist er als Rudeltier auf Gesellschaft angewiesen. Sollten während des Trainings entsprechende Trennungsängste bemerkbar werden, musst du als Halter darauf reagieren. Die Kunst dabei ist es, einen gesunden Mittelweg zu finden: Du musst die Ängste deines Welpen verstehen und ernst nehmen können, ihm aber dennoch konsequent klar machen, dass das Alleinsein zum alltäglichen Leben im neuen Zuhause gehört.

Bild von Rudy and Peter Skitterians auf Pixabay

Stellst du während des Trainings fest, dass dein Welpe heult, bellt oder winselt, darfst du ihm nicht sofort zur Rettung eilen. Auf diese Weise bestätigst du deinen vierbeinigen Mitbewohner nämlich in seinem Verhalten, woraufhin er künftig immer versuchen wird, seinen Willen durch Heulen, Bellen oder Winseln durchzusetzen. Dadurch wird es fast unmöglich sein, den Welpen allein zu lassen.

Gib ihm stattdessen noch kurz Zeit. Sobald er eine kurze Pause zum Luftholen einlegt und dabei ruhig ist, betrittst du das Zimmer. Auf diese Weise verknüpft er ruhiges Verhalten mit einem positiven Erlebnis. Infolgedessen solltest du dennoch die Dauer der Trainingseinheiten künftig etwas verringern und erst langsam wieder steigern, um dauerhafte Verhaltensauffälligkeiten zu vermeiden, wenn du deinen Welpen allein lassen musst.

Bist du irgendwann an dem Punkt angekommen, an dem du das Haus komplett verlassen kannst – beispielsweise um kurz zum Bäcker oder zum Briefkasten zu gehen – kannst du möglicherweise deine Nachbarn kurz um etwas Aufmerksamkeit bitten. Auf diese Weise kannst du sichergehen, dass du deinen Welpen allein lassen kannst, auch wenn du nicht mehr in Sicht- oder Hörweite bist. Für eine längere Abwesenheit oder für weitere Strecken kannst du stattdessen auch auf eine praktische Haustierkamera zurückgreifen. Diese sendet dir eine Nachricht auf dein Smartphone, sobald dein Welpe genug hat vom Alleinsein und sich lautstark zu Wort meldet. Du kannst daraufhin reagieren, indem du dich per Videochat zu ihm schaltest oder ihm ein kurzes Stimmkommando per Lautsprecher erteilst. Manche Haustierkameras kommen zudem mit einem eingebauten Leckerlispender, der auf Tastendruck ein Leckerli bereitstellt – teilweise auch mit Spaßfunktion, indem das Leckerli durch den Raum katapultiert wird. Dies ist eine gute Ablenkung, die dabei hilft, den Welpen länger allein lassen zu können.

Abgesehen von Lautäußerungen können Welpen ihren Unmut auch durch Zerstörungswut kundtun. Als Alternative zum Tischbein, Kissen oder anderem Mobiliar kann man dem Welpen vor dem Verlassen des Raumes auch ein Kauspielzeug für Welpen dalassen. Auch ein Kong kann den kleinen Hund von potenziellen Verlassensängsten ablenken und dabei helfen, den Welpen allein lassen zu können.

Wie lange kann ich auf der Arbeit sein oder kurz mal das Auto verlassen?

Gerade Welpen müssen in den ersten Monaten ihres Lebens viel Zeit mit ihren künftigen Bezugspersonen verbringen, um das nötige Maß an Vertrauen aufzubauen. Dieses bildet die Grundlage für Trainingserfolge und damit für ein angenehmes Zusammenleben zwischen Mensch und Hund.

Die Abwesenheit der Bezugspersonen sollte deshalb gerade zu Beginn so kurz wie möglich ausfallen. Dies ist die Grundlage dafür, dass man den Welpen allein lassen kann – später auch für eine längere Zeit. Zunächst muss der Welpe im zarten Alter von acht bis zwölf Wochen den Verlust des Muttertiers und seiner Geschwister verarbeiten, bevor er erneut mit einem Abschied von seinen menschlichen Bezugspersonen konfrontiert werden kann.

Sobald der Welpe sich in seinem Zuhause wohlfühlt, er eine Bindung zu den Familienmitgliedern aufgebaut hat und das Training erste Erfolge zeigt, kann man damit beginnen, ihn auch im normalen Alltag an die eigenen Arbeitszeiten zu gewöhnen. Im Idealfall finden die Trainingseinheiten schon von Anfang an um die Uhrzeit statt, zu der du deinen Welpen allein lassen musst. Auf diese Weise fällt die Umstellung nicht so schwer. Nichtsdestotrotz sollte man versuchen, die Arbeitszeiten zunächst so zu gestalten, dass du den Welpen nur kurz allein lassen musst. Ist immer wenigstens eine Person im Haus, sodass sich die Abwesenheit aller Familienmitglieder nur um wenige Stunden überschneiden, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass man den Welpen allein lassen kann.

Länger als vier Stunden sollten allerdings auch ausgewachsene Hunde nicht alleine bleiben müssen.

Hundebox, Laufstall oder Badezimmer – Welche Maßnahmen eignen sich besser?

Möchtest du deinen Welpen allein lassen ohne großen Abschiedsschmerz, solltest du ihn dort unterbringen, wo er sich am wohlsten fühlt. Die Unterbringung in einer Hundebox, einem Laufstall oder im heimischen Badezimmer bietet den Vorteil, dass der Welpe während deiner Abwesenheit nichts kaputt machen oder anderen Schaden anstellen kann. Allerdings sollte grundsätzlich das Ziel des Trainings sein, dass sich dein Welpe jederzeit frei in den für ihn erlaubten Räumen bewegen darf – auf die Unterbringung in der Hundebox oder im Laufstall sollte deshalb nur in Ausnahmefällen zurückgegriffen werden. Es ist immerhin für alle Beteiligten einfacher, wenn du den Welpen allein lassen kannst, ohne dich davor um seine Unterbringung kümmern zu müssen.

Sofern du schon von Anfang an mit einer Hundebox als Rückzugsort arbeitest, kann dies das richtige Umfeld für das Training sein. Allerdings ist auch hierbei Vorsicht geboten: Die Hundebox eignet sich als Trainingsort, wenn dein Welpe sie von Vornherein als positiven Rückzugsort und Ruheort verknüpft. Keinesfalls solltest du deinen Welpen ohne vorheriges Training und entsprechende Vorbereitung in die Hundebox sperren und dann den Raum verlassen. Auf diese Weise verknüpft dein Welpe die Hundebox mit einer schlechten Erfahrung, woraufhin er sie nicht mehr freiwillig aufsuchen wird. Ähnliches gilt auch für den Laufstall. Auch hier solltest du deinen Welpen allein lassen, sofern er den Laufstall als positive Umgebung wahrnimmt.

Das Badezimmer als Mittel der Wahl zum „Sichern“ des Hundewelpen ist hingegen eine schlechte Idee: Im verschlossenen Badezimmer kann der Welpe zwar kaum Schaden anrichten – allerdings ist er hier auch komplett von allen äußeren Einflüssen isoliert und zudem beim Bellen, Winseln oder Heulen auch noch dem Nachhallen durch die geflieste Umgebung ausgesetzt, was ihn enorm verwirren und verunsichern kann. Den Welpen alleine ins Bad einsperren ist deshalb ein No Go.

Hundesitter oder Hundepensionen – Die klügere Alternative?

Obwohl man nach der Adoption eines Hundewelpen zunächst jede freie Minute mit dem kleinen Fellknäuel verbringen möchte und auch sollte, wird irgendwann der Punkt kommen, an dem man den Welpen allein lassen muss – und das für eine längere Zeit. Sei es ein unvorhersehbares Ereignis wie ein Krankenhausaufenthalt oder eine dringende Geschäftsreise oder auch ein lange zuvor geplanter Urlaub – sobald man nicht mehr in ausreichendem Maß für den Welpen da sein kann, stellt sich die Frage nach der richtigen Unterbringung.

Bild von Katrin B. auf Pixabay

Grundsätzlich ist auch hierbei wichtig, dass der Welpe zunächst ein starkes Vertrauensverhältnis zu seinen Bezugspersonen fassen konnte und er sich in seinem neuen Zuhause zu 100 Prozent wohl fühlt. Darüber hinaus entscheiden der Charakter und auch die vor Ort vorhandenen Möglichkeiten darüber, ob man den Welpen allein lassen kann und wenn ja, dann wo.

Ein Hundesitter, der den Welpen zu Hause betreut, bietet grundsätzlich viele Vorteile: Der Hund kann in seinem gewohnten Umfeld bleiben und wird nicht ohne die Kontrolle seines Herrchens oder Frauchens neuen Eindrücken ausgesetzt. Allerdings ist das Hundesitting bei einem Welpen oder einem Junghund dennoch nochmal etwas anspruchsvoller als bei einem ausgewachsenen Hund: Welpen schlafen zwar bis zu 20 Stunden am Tag, müssen aber dennoch in relativ kurzen Zeitabständen raus, um ihr Geschäft zu erledigen. Das bedeutet, dass der Hundesitter teilweise häufiger als drei bis vier Mal täglich bei seinem Schützling vorbeischauen muss, um Malheure zu vermeiden. Abgesehen davon muss man auch bei der Betreuung durch einen Hundesitter den Welpen allein lassen – und das für eine relativ lange Zeitdauer.

Als Alternative kann man sich für die Betreuung des Hundes auf eine Pension verlassen. Im Idealfall befindet sich im Umkreis eine speziell auf Welpen ausgelegte Pension, bei der die jungen Hunde mit gleichaltrigen Artgenossen spielen und von ausgebildetem Personal auf alle Szenarien des Alltags vorbereitet werden können. Gerade für sensible Welpen kann die Unterbringung in einer Pension jedoch zunächst eine erschreckende Erfahrung sein: Neuen Gerüche, fremden Menschen und anderen Hunde sind nicht alle Welpen von Haus aus gewachsen.

Im Idealfall lässt man sich deshalb im Vorfeld von den entsprechenden Ansprechpartnern darüber beraten, was für den eigenen Hund die beste Wahl sein könnte. Grundsätzlich sollten bei Pensionen Kriterien wie Sauberkeit, das Auftreten der Mitarbeiter und das Wohlbefinden der Hunde von Bedeutung sein, während ein Hundesitter gerade bei der Betreuung von Welpen und Junghunden viel Erfahrung, Geduld und Zeit mitbringen muss.

Fazit: Zeit, Vertrauen und Geduld sind die Schlüssel zum Erfolg

Wenn man seinen Welpen allein lassen möchte, ohne große Dramen zu riskieren, muss man zu ausgedehnten Trainingseinheiten bereit sein. Es wird deinem Welpen viel abverlangen, seine Urangst vor dem Alleinsein zu überwinden und sich darauf zu verlassen, dass du immer wiederkommen wirst. Beginne das Training deshalb ganz langsam, vorsichtig und einfühlsam – und vor allem erst nachdem du eine ausreichend starke Vertrauensbasis zwischen dir und deinem vierbeinigen Begleiter geschaffen hast.

Text: Autorin Gillian Straka by Textbroker

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